Warum verlieren wir uns in sozialen Medien und TV statt zu lernen?
Und schon bewegen wir uns im vierten Teil unserer Sprach Challenge. Heute schauen wir uns das Thema Disziplin an. Dazu gleich einmal eine provokante Frage – warum hängst du auf den sozialen Medien rum, statt eine Sprache zu erwerben?
Ganz ehrlich, die 30 Minuten pro Tag kriegst du doch locker auf die Reihe, wenn du mit YouTube, Facebook, Insta und TikTok aufhörenn würdest, richtig? Warum du das nicht einfach machst, darum geht es hier. Übrigens – ich habe auch ein ausführliches Video auf YouTube veröffentlicht, einfach hier klicken um es zu sehen... (Video verlinken)
Zu dein Zeiten, die wir in sozialen Netzen und vor dem Ferseher verbringen: die Zeiten variieren, doch laut einer Studie des Digitalverbands Bitkom im Jahr 2020 verbrachten die Deutschen durchschnittlich etwa 2 Stunden und 6 Minuten pro Tag in sozialen Medien (auf Plattformen wie Facebook, Instagram, Twitter und WhatsApp). Gleichzeitig verbrachten die Deutschen durchschnittlich 3 Stunden und 41 Minuten vor dem Fernseher, wie die Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung (AGF) berichtet.
Warum verlieren wir uns in sozialen Medien und TV statt zu lernen?
Es gibt viele Gründe, hier eine Auswahl der wichtigsten:
1. Sofortige Befriedigung: Soziale Medien bieten sofortige Belohnungen in Form von Likes, Kommentaren und Nachrichten.
2. Suchtpotenzial: Soziale Medien werden süchtig machend gestaltet, um Nutzer zu binden.
3. Fehlende Motivation für das Lernen: Lernen erfordert Anstrengung, während soziale Medien als Ablenkung dienen.
4. Zeitmanagement: Lernen erfordert längere, ununterbrochene Zeitblöcke, die schwer zu finden sind.
5. Gewohnheit: Die Nutzung von sozialen Medien kann zur Gewohnheit werden.
6. Fehlende klare Ziele: Soziale Medien haben klare, kurzfristige Ziele, während Lernziele oft langfristig und abstrakt sind.
7. Mangelnde Selbstregulierung: Viele Menschen haben Schwierigkeiten, ihre Bildschirmzeit zu kontrollieren.
Jetzt kommen wir zu der Krux. Wenn wir mehrere Stunden vor unseren Bildschirmen verbringen, scheinen wir kein Motivationsproblem zu haben. Beim Erwerb einer Sprache dagegen schon. Warum? Sind wir wirklich so schwach, so undiszipliniert, müssen wir uns selbst verabscheuen für unser Versagen?
Lass‘ uns mal ein Gedankenexperiment machen. Was wäre, wenn es ein Sprachtraining gäbe, das alle Faktoren eines sozialen Netzwerkes enthält. Glaubst du nicht? Gibt es aber. Denn genauso hast du deine Muttersprache erworben. Du hast dich kein bisschen angestrengt, du hast nicht wirklich gelernt, du hast einfach mitgemacht.
Der Prozess des Sprachenlernens könnte so motivierend sein wie die Nutzung sozialer Medien, wenn er ähnliche Elemente enthielte, und das hatten wir beim Erwerb der Muttersprache:
- Sofortige Befriedigung: immer, wenn du etwas verstanden hast oder etwas neues sagen konntest, gab‘ es ein schnelles Feedback, du warst sofort befriedigt.
- Suchtpotenzial: Die Interaktion hat süchtig gemacht, du hattest ständig das Gefühl etwas zu verpassen, deswegen warst du richtig krass fokussiert auf deine Umgebung.
- Fehlende Motivation für das Lernen: du hast nicht gelernt, du hast das Leben gespielt, du hast beobachtet, interagiert, entdeckt, du warst neugierig und hast die Unordnung einfach als Status Quo begriffen und Schritt für Schritt Ordnung in die Unordnung gebracht. Keine Anstrengung, einfach nur unfassbare Neugierde
- Zeitmanagement: du hattest kein Zeitmanagement, du hast den ganzen Tag gehört, gehört und gehört und dabei Verbindungen erschaffen – und das mit richtig viel Spaß
- Gewohnheit: es wurde zur Gewohnheit, auf die Kommunikation zu achten und selbst in die Kommunikation zu gehen, du hast nicht darüber nachgedacht, einfach nur gemacht
- Ein glasklares Ziel: und es gab nur EIN Ziel – ich will in der Interaktion mitmischen. Punkt.
- Mangelnde Selbstregulierung: du musstest dich nicht regulieren, denn der Prozess war im Alltag integriert, du bist einfach mitgeschwommen und das Ergebnis war – du konntest mit vier bis fünf Jahren einfach fließend sprechen, fertig
Schlussfolgerung: Disziplin ist nicht immer die Lösung
Disziplin ist nicht immer die Lösung, wenn es darum geht, produktiv zu sein oder neue Fähigkeiten zu erlernen. Stattdessen kann die Gestaltung von Aktivitäten, um sie fesselnder und motivierender zu machen, oft effektiver sein. Im nächsten Teil unserer Sprachchallenge erfährst du, wie dies im Kontext des Sprachenlernens umgesetzt werden kann. Lass dich überraschen!