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Gehirn

Der innere Schweinehund - kein zahmes Haustier

Der innere Schweinehund - kein zahmes Haustier
Autor
Veröffentlich am
9. Juni 2020

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Gerade in der aktuellen Zeit, in der wir den Alltag in Selbstisolation verbringen, fällt es schwer, gewissen Versuchungen zu widerstehen. Oft greift man lieber zu Süßigkeiten statt zum Gemüse oder verbringt den Abend lieber auf dem Sofa statt draußen Sport zu treiben. Es ist sogar alltäglich, dass man in die Versuchung kommt, sich für die kurzfristig komfortablere Methode, anstelle von der langfristig besseren Methode zu entscheiden. Das Phänomen des inneren Schweinehunds ist allgemein bekannt, doch oft weiß man nicht, wie man ihn stoppen kann.

Eine Veränderung der Umgebung führt zu einer Veränderung des Verhaltens

Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs Adaptive Rationalität des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, und Samuli Reijula, Philosoph an der Universität Helsinki, stellen gemeinsam im Journal „Behavioural Public Policy“ eine verhaltenswissenschaftliche Methode vor, mit der es jedem erleichtert wird, seinen inneren Schweinehund zu besiegen.

Das sogenannte „Self-Nudging“ (deutsch: sich selbst anstupsen) sieht vor, seine eigene Umgebung zu verändern, um so einfacher gewünschte Entscheidungen fällen zu können. Mithilfe der „Nudges“ (deutsch: Stupser) kannst du leichter langfristig gesetzte Ziele erreichen. Dazu musst du jedoch zunächst verstehen, wie der Aufbau deiner Umgebung dein Entscheidungsverhalten beeinflusst.

Es kann zum Beispiel vorkommen, dass der Fernseher in deinem Wohnzimmer dich dazu verführt, öfter Serien zu schauen, anstatt rauszugehen. Wenn du dies erfasst hast, gilt es, diese Struktur gezielt zu verändern. Auf diese Art und Weise trickst du das Gehirn aus und gibst dir selbst einen Stupser in die gewünschte Richtung.

Wie funktioniert das Self-Nudging?

Konkret lässt sich die Methode des Self-Nudgings in vier Kategorien unterteilen:

  1. Du platzierst kleine Erinnerungen und Hinweise für dich selbst. Dies kann zum Beispiel eine Hantel unter deinem Bett oder ein Korb voller Gemüse in deiner Küche sein. Dadurch appellierst du auf subtile Weise an dich, die gewünschte Entscheidung zu treffen.
  2. Du siehst die Entscheidungen in einem anderen Licht (Framing). So gibst du ihnen sozusagen einen völlig anderen Rahmen und erleichterst dir dadurch deine Entscheidungen enorm. Zum Beispiel kannst du die Entscheidung zwischen Rauchen und Nichtrauchen als Entscheidung zwischen Krebs und Gesundheit ansehen.
  3. Du schränkst den Zugang zu schädlichen Dingen ein und macht Dinge, die gut für dich sind, leichter zugänglich. Dies kann beispielsweise durch Verlagern von Süßigkeiten an einen schwer erreichbaren Ort im Haus oder durch das Ausschalten von Benachrichtigungen durch elektronische Geräte erreicht werden.
  4. Du baust dir Druck und Selbstverpflichtung mittels sozialer Verträge auf. Dies kann zum Beispiel so aussehen, dass du einem Freund oder einer Freundin jedes Mal einen Euro geben musst, wenn du eine Zigarette rauchst oder dass du dich dazu verpflichtest eine weite Strecke am nächsten Tag zu laufen, wenn du dich dazu entschließt am Abend fernzusehen statt Sport zu machen.

Laut dem Philosophen Samuli Reijula helfen dir diese Schritte dabei, bewusster mit deinen inneren Handlungsprozessen umzugehen und zu mehr Selbsterkenntnis zu kommen.

Umstrittenheit des „Nudgings“

Im Gebiet der Neurowissenschaften ist das „Nudging“ bekannt, jedoch wird diese Methode kontrovers diskutiert. Ralph Hertwig sagt, dass es beim Nudging immer ein Informationsgefälle gibt. Dadurch könnte beispielsweise der Staat Nudging einsetzen, um das Verhalten durch bestimmte Maßnahmen zu bestimmen und in eine bestimmte Richtung zu lenken - und das merken die Bürger oft nicht mal. So stehe die Gefahr des bevormundenden und manipulativen Staats im Raum. Allerdings kann die Politik dadurch nur Einfluss auf den öffentlichen Raum nehmen - obwohl viele Entscheidungen im privaten Raum gefällt werden. Doch mit Self-Nudging lässt sich sowohl das Problem des Informationsgefälles als auch die Unzugänglichkeit des privaten Raums umgehen.

Ein klassisches Beispiel für einen Nudge ist die Verbreitung von abschreckenden Bildern auf Tabakprodukten. Die Politik weiß um die gesundheitsschädliche Wirkung, die der Tabakkonsum mit sich bringt und will durch die Bilder die Bürger dazu beeinflussen, diese zu meiden. Doch schon zuhause oder wenn dir ein Freund eine Zigarette anbietet, kommen diese Nudges der Regierung nicht mehr an. Und hier kommt das Self-Nudging ins Spiel, durch das du dich selbst anstupst, um so nachhaltiger bessere Entscheidung triffst. Dafür musst du erkennen, welche Faktoren in deiner Umgebung deine Selbstkontrolle gefährden und dir die gleichen Prinzipien zunutze machen, die auch im öffentlichen Raum zum Nudging verwendet werden.

„Auf diese Weise ist es nicht mehr der Staat, der uns anstupst, sondern wir stupsen uns selbst an – sofern wir es möchten. Und wenn der Staat gezielt und verständlich über Wege zum Self-Nudging informiert, beispielsweise mit Faktenboxen, Apps oder Broschüren, kann er gesellschaftlich akzeptierte Ziele  wie eine gesündere Ernährung verfolgen, indem er Bürger dabei unterstützt, aufgeklärte und selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen“, sagt Ralph Hertwig.


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